Weißer Engel by Eric Van Lustbader

Weißer Engel by Eric Van Lustbader

Autor:Eric Van Lustbader [Lustbader, Eric Van]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 978-3-453-15213-7
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-12-19T16:00:00+00:00


11.

Spätnachts brachten Cassandra und Christopher Lawrence in die Geburtskammer zurück und sorgten dafür, daß er sich wusch. Christopher blieb bei dem Klon, während Cassandra die diversen Aufzeichnungen so manipulierte, daß Dillard nie erfahren würde, daß Lawrence das Labor erneut verlassen hatte.

»Wie geht’s dir?« fragte Christopher den Klon.

»Ich wünschte, ich könnte bei Sara sein. Sie war so traurig und verlassen, als wir gingen.«

»Ich auch, aber im Augenblick mußt du hier sein. Für den Fall, daß Dr. Nobel auftauchen sollte. Das verstehst du doch?«

»Ja.«

»Du denkst noch an etwas anderes, nicht wahr?« fragte Christopher, während er sich auf die Bettkante setzte. Gerade erst war ihm aufgefallen, daß Lawrence nicht mehr stotterte.

Der Klon entfernte das Papier und die Folie von einem Hershey’s-Schokoladenriegel. »Seit du mich aus dem See gerettet hast, muß ich über Leben und Tod nachdenken.«

»Mach dir deshalb keine Sorgen. Damit machst du dich nur verrückt.«

»Du denkst doch auch darüber nach, Daddy. Ich weiß es.«

Er begann zu essen – nur Schokolade schlang er nicht wie wild hinunter. »Wir denken über dieselben Dinge nach, und das gefällt mir.«

»Wenn du durch die Umstände gezwungen bist, jemanden zu töten, lernst du, nicht weiter über den Tod nachzudenken. Du schottest einen Teil deiner Seele einfach ab.«

»Aber das ist ein wichtiger Teil deines Ichs, oder?« fragte Lawrence mit verblüffender Einsicht. »Der Tod ist nur eine Hälfte der Gleichung. Wenn es den Tod nicht geben und jeder ewig leben würde, was wäre das Leben dann? Es würde seine Bedeutung verlieren.«

Christopher schüttelte den Kopf. »Du bist noch nicht einmal drei Wochen alt und redest wie ein Hundertjähriger.«

Lawrence starrte ihn an. »Wenn man jeden Tag ein Jahr älter wird, ist jeder Augenblick unglaublich wichtig.« Er spreizte seine Finger. »Es ist, als ob man durch einen Gegend rennt, die einem sehr gut gefällt. Man weiß, daß man nicht langsamer laufen kann, und deshalb muß man in der kurzen Zeit, die einem bleibt, so viel wie möglich in sich aufsaugen.« Christopher merkte, daß ein Pfeil, von dessen Existenz er bisher nichts gewußt hatte, plötzlich seinen Panzer durchbohrte. Er konnte den Gesichtsausdruck des Klons nicht ignorieren. Vielleicht hatte er ihn die ganze Zeit über wahrgenommen, aber nicht darauf achten wollen. Aber das war vorher gewesen – bevor er ihn aus dem See gerettet hatte. Er begriff, mit wieviel Erfolg er alle Gefühle niedergekämpft hatte, die er für dieses Kind empfinden mochte. Trotz seines fortgeschrittenen Alters war Lawrence für Christopher in vielerlei Hinsicht immer noch ein Kind. Aber jetzt hatte sich etwas geändert. Seit den Ereignissen im See war eine Schlinge durchschnitten worden, die sich fest um Christophers Kehle gelegt hatte.

»Es tut mir leid, daß das alles so schwer für dich ist.«

»Sei nicht traurig, Daddy. Du und Mama, ihr habt mir das Leben geschenkt, und das ist ein Geschenk, das ich …« Er wickelte den Schokoladenriegel langsam wieder ein.

»Was möchtest du sagen?«

»Dr. Nobel sagt, daß ich dich nicht Daddy nennen soll. Er behauptet, daß du nicht wirklich mein Vater bist und daß es besser wäre, wenn ich die Wahrheit akzeptieren würde. Sara hat das auch gesagt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.